Die Abschlussveranstaltung der Schüler in der Kunsthalle des Projektes Learning Through The Arts (LTTA) war beeindruckend. Warum das Konzept in Schweinfurt gut ankam.

„Lernen mit Kopf, Herz und Hand“, das ist der Grundsatz des Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, der vor 200 Jahren so richtig war wie heute. Ganz besonders, wenn man den Erfolg der Arbeit des Künstlerteams des Projekts Learning Through The Arts gemeinsam mit der Kunstpädagogik der Kunsthalle und den beteiligten Schweinfurter Schulen sieht. Denn was die rund 130 Kinder bei der Abschlusspräsentation zeigten, wie sie Kunst erleben, verstehen und in andere Kunstformen wie Puppentheater oder Performance umsetzen, ist aller Ehren wert.
Seit Mitte 2017 lief das Projekt „Integration durch kulturelle Bildung“ in Schweinfurt, beteiligt waren vier Schulklassen, zwei Übergangsklassen und zwei Fördergruppen der Auen- und Albert-Schweitzer-Mittelschule sowie der Friedenschule. Die Stadt hatte das Projekt beantragt, gefördert durch den Kulturfonds Bayern war es möglich, eine besondere Verbindung zwischen Kunsthalle und den Schulen zu schaffen.
Hinter dem Erfolg standen als treibende Kraft zwei Frauen: Friederike Kotouc, mittlerweile in Ruhestand, als Leiterin des museumspädagogischen Angebots der Kunsthalle und Petra Weingart vom Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Würzburg. Dort ist die Kunstpädagogin zuständig für die Pädagogische Programmentwicklung und das LTTA-Management. Sie hatten den Grundstein für das Projekt gelegt.

Weingart freute sich über die Erfolge, die bei der Abschlusspräsentation vor zahlreichen Eltern und Lehrern in der Kunsthalle offensichtlich waren. Die interessierten Kinder waren mit Eifer dabei, ob bei einem Puppenspiel oder einer Theater-Performance. Kinder, die sich mit Kunst auseinander setzten, die mit Hilfe ihrer Lehrer und der LTTA-Künstler einen neuen Zugang fanden, auch Botschaften der Toleranz, des Zusammenhalts und der Völkerverständigung hatten, die sich so manch ein Erwachsener täglich aufs Neue vergegenwärtigen sollte, als Leitlinie für sein Handeln.



„Eine Stadt, die blüht, braucht ihre kulturellen Einrichtungen, ihre Schulen und vor allem ihre Jugend“, betonte Petra Weingart, die besonders beeindruckte, dass „die Kinder als eine Art künstlerische Intervention“ in der Kunsthalle stets willkommen waren, da natürlich auch dieser deutschlandweit renommierte von Andrea Brandl geleitete Hort der zeitgenössischen Kunst von neuen, jungen Blickwinkeln profitiert.

Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist nirgendwo so hoch wie an Schweinfurter Schulen, teilweise über 90 Prozent in manchen Klassen. „Integration durch kulturelle Bildung“ holte die Kinder aus den fünften und sechsten Klassen ab, nahm sie und ihre Familiengeschichte, ihre Flucht-Erlebnisse, ihr Ankommen in Deutschland und alle damit verbundenen Sorgen ernst.
Die Kinder, das bestätigte auch Tomislav Neckov, Rektor der Friedenschule, profitieren von dem Ansatz von LTTA, mit Kunst leichter zu lernen, besser und nachhaltig zu begreifen. Ob Mathematik oder Deutsch, 82 Prozent dessen, was wir lernen, nehmen wir über unsere Sinne auf. Insofern ist schon lange erwiesen, dass es nicht weniger, sondern mehr Musik- und Kunst-, aber auch Sport-Stunden in den Schulen geben sollte.

Findet auch Neckov, der kulturelle Bildung in Zeiten von Digitalisierung und Smartphone für umso wichtiger hält: „Weil der Mensch mit seinen Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen muss.“ In ihrer empathischen Rede stellte Bürgermeisterin Sorya Lippert die Projekte der Schüler in den Mittelpunkt: „Tragt die Liebe zur Kunst und Musik weiter in euren Herzen“, wünschte sie. Wenn die Kinder Lipperts zweiten Rat befolgen, „die richtigen Fragen zu stellen, um die Welt und sich selbst zu entdecken“, wären Kopf, Herz und Verstand ganz sicher im Einklang.
LTTA hat in der Region längst Schule gemacht
In der Region Schweinfurt ist das Lernen durch die Künste vielerorts etabliert. In Grettstadt gibt es sogar eine Modellschule, gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung. Auch andernorts ermöglichen Sponsoren das Projekt, das 1970 in New York City entstand und bei dem Kanada eine Vorreiterrolle gespielt hat. 15 Künstler sind in Unterfranken dabei – Musiker, Schauspieler, Bildhauer, Maler oder Tänzer, die ganze Bandbreite ist im Raum Würzburg, Schweinfurt vertreten. Dort, wo laut Weingart das Zentrum der deutschen LTTA liegt.

15.Februar 2020